
Der “Reigen der Tugend”, ein Meisterwerk des deutschen Malers Diebold Lauber aus dem späten 14. Jahrhundert, ist mehr als nur ein simples Gemälde. Es ist eine faszinierende Allegorie, die den Betrachter auf eine Reise durch den Garten der Moral entführt. In diesem kunstvollen Werk vereinen sich symbolische Darstellungen mit einer klaren, didaktischen Botschaft, die bis heute relevant ist.
Diebold Lauber, dessen Name oft im Schatten bekannterer Maler seiner Zeit steht, hinterließ mit dem “Reigen der Tugend” ein Meisterwerk der spätmittelalterlichen Malerei. Dieses Gemälde, ursprünglich für den Altarraum des Frankfurter Doms geschaffen, begeistert durch seine detailreiche Darstellung und die tiefgründige Symbolik.
Der Aufbau: Ein Kreislauf der Tugenden
Das Bild ist in Form eines Rings angelegt, der den kontinuierlichen Kreislauf der Tugenden symbolisiert. Inmitten dieses Rings thront die Figur der “Gerechtigkeit”, dargestellt als majestätische Frau mit Krone und Waage in der Hand. Sie verkörpert das zentrale Thema des Gemäldes: das Streben nach moralischem Aufstieg.
Um die “Gerechtigkeit” herum reihen sich sieben weitere Tugenden, jede mit ihrem eigenen Attribut und Symbol:
- Tugend: Klugheit (Eule)
- Tugend: Mäßigung (Fruchtkorb)
- Tugend: Tapferkeit (Löwe)
- Tugend: Gerechtigkeit (Waage)
- Tugend: Frömmigkeit (Rosenkranz)
- Tugend: Geduld (Kreuz)
Tugend: Liebe (Herz)
Diese Tugenden repräsentieren nicht nur abstrakte Konzepte, sondern auch konkrete Verhaltensweisen, die dem Menschen helfen, ein tugendhaftes Leben zu führen. Durch ihre Darstellung in einem Kreislauf verdeutlicht Lauber den Gedanken, dass jede Tugend auf die andere angewiesen ist und dass ein moralisches Leben ein kontinuierlicher Prozess der Entwicklung ist.
Symbolik und Interpretation: Eine Welt voller Bedeutung
Die Bildsprache des “Reigen der Tugend” ist reich an Symbolen und Allegorien, die dem Betrachter zum Nachdenken anregen sollen. Die Verwendung von Farben, Licht und Schatten unterstreicht die moralischen Botschaften und verleiht dem Gemälde eine besondere Tiefe.
Beispiel: Die Figur der Klugheit, dargestellt mit einer Eule auf ihrer Schulter, symbolisiert den Wert des Wissens und der Einsicht. Die Eule, als Symbol der Weisheit, erinnert an die Bedeutung des Denkens und Reflektierens in moralischen Fragen.
Doch die Interpretation des “Reigen der Tugend” ist nicht immer eindeutig. Lauber lässt Raum für eigene Gedanken und Reflexionen, was das Gemälde zu einem zeitlosen Kunstwerk macht, dessen Botschaft auch heute noch Gültigkeit besitzt.
Die Bedeutung des Werkes: Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Der “Reigen der Tugend” ist mehr als nur ein historisches Artefakt. Es ist ein Spiegelbild der Werte und Ideale der spätmittelalterlichen Gesellschaft, die großen Wert auf Moral, Religion und den Kampf gegen das Böse legten. Gleichzeitig bietet das Gemälde auch einen Einblick in die Kunst und Technik des 14. Jahrhunderts. Die präzise Ausführung, die detailreiche Darstellung und die harmonische Farbgebung zeugen von Laubers Meisterschaft als Maler.
Die Botschaft des “Reigen der Tugend” ist auch heute noch relevant. In einer Welt voller materieller Werte und oberflächlicher Beziehungen erinnert uns das Gemälde an den Wert der inneren Tugenden. Es fordert uns auf, unsere eigenen Moralvorstellungen zu reflektieren und zu einem tugendhaften Leben zu streben.
Eine zeitlose Reise
Der “Reigen der Tugend” ist ein Meisterwerk der spätmittelalterlichen Malerei, das durch seine detaillierte Symbolik und klare moralische Botschaft besticht. Dieses Gemälde lädt den Betrachter ein, auf eine Reise durch den Garten der Moral zu gehen, in dem er die Bedeutung der Tugenden neu entdecken kann.
Tabelle: Die sieben Tugenden im “Reigen”
Tugend | Attribut | Symbol |
---|---|---|
Klugheit | Buch | Eule |
Mäßigung | Fruchtkorb | Trauben |
Tapferkeit | Schwert | Löwe |
Gerechtigkeit | Waage | Gerechtigkeitsstatue |
Frömmigkeit | Rosenkranz | Kreuz |
Geduld | Lilie | Dornenkrone |
| Liebe | Herz | Taube |
Der “Reigen der Tugend” ist ein zeitloses Kunstwerk, das uns erinnert, dass die Suche nach Moral undTugend ein immerwährender Prozess ist.